So spricht sie mir im Grazer Volksgarten
während in Innsbruck zwei gebannt auf den Inn das andere Ufer oder in die Berg starren
schreibt und fotografiert von dort fort, wo Monacensis aufgebloggt hat.
Selbstgebackene Texte + selbstgeklickte Fotos
= die Poesie der Bloggerei
So spricht sie mir im Grazer Volksgarten
während in Innsbruck zwei gebannt auf den Inn das andere Ufer oder in die Berg starren
[Auf der Demo gegen das Ausgrenzungsgesetz
euphemistisch bekannt als bayrisches Integrationsgesetz
am 22.10.2016 in München]
#muc2210
Wir laufen
in So li da ri tät
und die ganze Welt
wird eins im Klatschen
im Vielschritt
im Aufschrei
für Respekt
und Liebe
und ner dicken Umarmung
Naja vielleicht nicht die ganze Welt
aber zumindest alle
die auf!machen
Herz Hirn und Maul
und Arme und Grenzen
Dem interessierten Passant
einem Herrn mit Hut und Anzug
schüttelt es ordentlich die Gehirnwindungen durch
als er von der jungen Dame mit Farbe
in den Gedanken erfragt dass sie no borders no nations
just flows of migrations sieht und denkt und fühlt
von Lucie über Ötzi und der Völkerwanderung bis ins Heute
Sie spricht keinem Fahnenschwur
keinen Ländern und Grenzen Legitimation zu
Hat stattdessen ein einfaches Credo
Wir sind alles Affen
vom Baum gefallen lausen wir uns gierig
und nein kein Stück Papier ist mehr wert als ein anderes
Alles tote Bäume
mit etwas Metall darin und Plastik drauf
Pass Pass Pass auf!
Und schon graust und schüttelt es ihn anders weiter
weil er da ein paar junge Männer liegen sieht gleich neben ihm
auf dem harten kalten Teer da liegen sie hingeworfen ungeschützt
unter den schwarzen Uniformen mit ihren Knieschützern Armschützern
Helmen und Kinnschützern und Eierschützern und extra dickem Stoff
Da wird fachmännisch reingeprügelt pamm! pamm! Buuuuuuh! pamm!
und entsetzt steht daneben der Herr gereizt zu Tränen
weil bei Provokation eben Einsatz
Tssssssschhhhh! Pamm!
Von der Bühne aus wird währenddessen
das Ausgrenzungsgesetz abgelehnt
mal wohlartikuliert mal im Genuschel
Zwischen den Beiträgen singen Amateure
München. Englischer Garten. Unterhalb des Monopteros. Am Wegesrand. Spätsommer.
Vor dem gepanzerten Müllkübel setzt die ältere Dame zum Selbstgespräch an: „San uns die Floschn a scho nimmer vergönnt!“ Späht noch einmal hinein und schlurft dann kopfschüttelnd weiter. Langsam, schwerfällig und vom Kummer gekrümmt.
Fast möchte man leise und resignierend zustimmen. Ja sagen. Ja, sehr verehrte Dame, die Flaschen nicht, ja selbst das Wasser nicht, das müssen Sie sich mal vorstellen, halten manche doch tatsächlich selbst das Wasser für kein Menschenrecht mehr, die sorglose Freude am Leben und die Genügsamkeit nicht. Das alles ist uns nicht mehr vergönnt, wir können bloß alles kaufen, viel mehr als wir brauchen, kaufen kaufen kaufen. Wenn, ja wenn wir das nötige Kleingeld haben. Was bedeutet vergönnt denn überhaupt noch? Ist uns überhaupt noch etwas vergönnt? Muss denn heut nicht alles profitabel sein und der Gewinn stets wachsen?
Vergönnt bleibt Ihnen nur noch das tägliche Altern. Der stete Zuwachs an Einsamkeit, Langsamkeit und Selbstgesprächen. Die Verzweiflung angesichts der eigenen Ohnmacht, des Hungers und des Schwindens der goldenen Zeiten in der wankelmütigen Erinnerung. Vergönnt ist uns die totale Entfremdung von dieser Masse aus zugespitzten Ellebogen und zornverzerrten Mäulern auf rechthaberisch. Nein, sonst ist uns nichts mehr vergönnt.
Und doch steht uns alles offen. Hinter diesem Park weiten sich irgendwo die Wiesen in die Wälder und Berge und einen Horizont der sich da öffnet in die Möglichkeiten.
Daniel Graziadei 2016
[Die Bilder sind an anderen Orten und doch in ähnlichen Zeiten entstanden.]
Ich habe auf dem Brenner gelesen
im Niemandsland
mit Uniformen im Rücken
und Menschen mit bunten Herzen vor mir auf dem gemähten Hügel unterm Wald.
Das hat gut getan.
Da konnte ich lesen was raus muss.
Lose für Grenzen zum Beispiel.
Das habe ich für den Balan Slam wieder ausgepackt und aufgefrischt.
Stammt aus 2009. Ist jetzt aktueller als damals.
Hört selber:
https://youtube.com/watch?v=wGsyVC1eZ4M%3Frel%3D0
Bilder zur Kundgebung finden sich hier.
An jedem gegebenen Montag
Dehnungsübungen in demokratischem Grundrecht
unter der Beteiligung von
– den gröhlenden Spaziergängern vom Angsthasenzüchterverein
– ihren bunt pfeifenden Gegnern von der grenzenlosen Solidarität
– der Überzahl an schwarzgepanzerten Organen der Macht
im abgesperrten Zentrum der Weltstadt mit Herz
bei Sonnenuntergang
…
eigentlich willst du nur heim
aber auf deinem Heimweg stehen schwarz uniformierte Hundertschaften
um dem örtlichen Angsthasenzüchterverband eine fette Amplifikation
von der Breite und Länge einer ganzen Prunkstraße zu bieten
abschließende Denkmäler von mehrdeutiger Qualität inklusive
Also hin zu den Gegnern um zur Zahl und zum Zeichen zu werden
Gesicht zeigen für die Kameras der vorsorglichen Registrierung
und laut pfeifen wenn graue Männer am Mikrophon vom Welken schwärmen
und vom Patridiotismus der bei ihnen jetzt ganz rüstig blüht
Wird bebend versichert, dass sich die Natur im Altern dem Fahnenstolz beugt
was bleibt dann den jungen und junggebliebenen Herzen noch zu erwidern
außer n Schulterzucken, n Beileid und ein handgemachtes Plakat aus Hoffnung
Was bleibt außer gelassen und bestimmt zu bleiben und bella ciao zu singen
wie Moorsoldaten hinter angemeldeten Spaziergängern herzuwanken
umkreist und gefilmt von den schwarzen Blocks der Staatsgewalt
bis sich einige einfach nur hinsetzen und dem Folgen ein Ende bereiten
Mitten im Kessel mit aufgeweckten Menschen über Autoritarismus diskutieren
und einen autoritären Befehlstonfall von allen Seiten greinen hören
Egal ob ihr uns mit Wacht auf! oder Hinsetzen! oder Räumen! anherrscht
das klingt alles wie’n gescheiterter Überzeugungsversuch
Und da sag ich freundlich bestimmt und im Reflex reflektiert
Nein danke, passt schon, ich bleib dann mal träumen
2356110416 MUC
Daniel Graziadei
Dies ist ein Ausschnitt aus meinem Text „im verfluss der stetigen Ränderungen“ der für die jüngste öffentliche Performance des mo|men|tos Projekts entstand.
Die Fotos und Bildgedichte sind an einem Samstagabend entstanden und basieren auf die Bilder, die ich am Freitagabend in Giesing geschossen habe.
gibt es stillstand denn überhaupt
oder sind dein leben
deine aufmerksamkeit
dein segen
nur zur kurz oder zu schwach
um zu sehen
zu lauschen
zu staunen
das atmen der steine
das summen der erde?
expansion und kontraktion
ausweitung und einengung
auskehr und einkehr
ein wabern im dazwischen
all ist bewegung all ist schwingung und selbst das nichts
dazwischen schrumpft und weitet
in breiten bögen dem zittern zu
im verfluss der stetigen ränderung
mäander ziehen furchen
in die stirn und die grinsefalten
in herz und hirn
mäander ziehen schleifen in die kruste
still liegt die erde und bewegt sich doch
still strahlt der mond und er dreht sich doch
offen liegt
das danach im fluss aus davor
zittern aus jetzt
schwingen im hier
ein ohrenblick aus auf merk! sam keit
bereit?
zwar wär ich gern hamlet
aber meine frage klingt anders
to be or yes to be, that is the question
zwar hätt ich gern ’n omlett
aber meine antwort klingt anders
esta vida, un movimiento
pensamiento brillante de la estrella danzante
dieses leben
ne bewegung
der brillante gedanke eines tanzenden sterns
Auf einem Platz, von dem, so schrie ein markiger Stimmimitator unlängst, schon einmal eine Bewegung ausging, wird wieder demonstriert. Er war mit gräulich schluckender Ausstrahlung aufgetreten und hat seine ganze Rede durch gejault und geheult wie man es aus alten Aufzeichnungen von einem hasserfüllten Mann mit etwas kurz geratener Rotzbremse und irrlichternden Augen kennt. Abgeschottet durch Zäune und gepanzerte Ordnungshüter, die alle kritisch und aufmerksam nach außen schauen, marschieren innen Tiraden auf die Politik und eben jenes System auf, das ihre Redefreiheit garantiert.
Auch in mir marschiert was auf: ohnmächtige Wut. Wir hatten doch aus dem rohen Anblick der Auswüchse unserer eigenen Grausamkeit gelernt und geschworen: Nie wieder! Aber eingezäunt steht da eine fahnenwehende Gruppe, die mit den Symbolen und Slogans eines unterlegenen Totalitarismus kokettieren. Dass sie diesen größenwahnsinnigen und zugleich selbstmörderischen Vergleich anstreben, erscheint mir traurig und lächerlich, ewiggestrig eben. Aber sie kommen sich dabei geil vor.
Ich versuche mich zu beruhigen. Ich versuche mir zu sagen, dass das nunmal so sei, wenn die Kommunikation zusammenbricht, wenn das Aufziehen rhetorischer Grenzen in verhärtete Fronten und die Gehörlosigkeit führt. Du hast es doch einst gelernt, sag ich mir: The breakdown of communication can cause wars. Aber das mit dem Beruhigen gelingt mir heute hier auf diesem Platz nicht so recht. Pffft! entfährt es mir plötzlich empört. Can cause wars. Das hätten sie so gerne, mit ihrer beschissenen Bürgerkriegsandrohung!
Leider wird eine jede Blähung dieses Größenwahns sofort von den Sensationsjournaillen aufgesaugt und die Medien der institutionalisierten Meinungsfreiheit, für die wir unser vierteljährlichen Ablass zahlen, folgen unauffällig mit Fragezeichen statt Ausruf. Schwupps! am nächsten Tag, so gegen Mittag, sind die Themen bei den Populisten der Regierungsparteien angelangt. Umsonst warnen nachdenkende Oppositionsparteien davor, dass dieses Drohen und rhetorische Zündeln bereits zunehmend in Brandanschläge, Terror und Landfriedensbruch übersetzt würde. Der Rechtsdruck führt zum Rechtsruck der halben Parteienlandschaft und ein Jahr später sind die Hirngespinste der besorgten Spaziergänger zu politischen Machtfragen demokratischer Parteien geworden. Wer in die politische Landschaft schaut, findet dort wo einst eine Mitte und ein Konsens blühten: verödete Landschaften. Dieser reflexartige und unhinterfragte Rechtsruck der Opportunisten hinterlässt mich fassungslos. Wieso hat das angstvolle Geifern mehr politisches Gewicht als ihre menschenrechtstreuen Entgegnungen? Wieso skizzieren die Politbarometer eine einsame Kanzlerin, wenn Millionen Menschen täglich dazu freiwillig und arbeitsmäßig beitragen, dass wir es schaffen, einen Bruchteil der Geflüchteten, die in Libanon, Jordanien und der Türkei auf ein Ende des Kriegs und Terrors warten, menschengerecht zu behandeln.
Wütend macht mich aber nicht nur diese ungleiche Wertung der Proteste, sondern auch diese Gummiwand aus Propaganda und gegenseitiger Diffamierung auf der Straße und auf den Datenautobahnen. Es gibt keinen gleichberechtigten Austausch zwischen Menschen, die sich entweder für aufgewacht oder für aufrecht halten und ihre Gegner entweder als gehingewaschene oder als unterbemittelte Idioten herabwürdigen. Da können selbst die Eiche und das Springkraut besser miteinander kommunizieren. Zugegeben, es ist die Unmöglichkeit, die andere Seite mit Argumenten zu überzeugen während sie sich mit agitatorischem Populismus bei viel zu hoher Lautstärke weiter anheizt, die mich gereizt und mit rein symbolischen Parolen auf der anderen Seite des Viehzauns stehen lässt.
Mein Missmut wird dank der um mich herum skandierten dumpfen Forderung „Haut ab!“ auch nicht gelindert. Was ist denn das für eine Gesprächskultur und im übrigen sollten wir doch längst mitbekommen haben, dass die dauernd unverbessert wiederkommen und jedes Mal ganze Straßenblöcke still gelegt und viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. Wieso sind wir nicht kreativer im Umgang mit den Totalitarismen und Extremismen, wieso kennen wir nur die stumpfen Waffen des Verbots und der Gegenprovokation?
Unsere selbstgerechte Machtlosigkeit wird mir viel zu unschön deutlich und die ohnmächtige Wut auf diese verkorkste Situation nimmt zu statt ab. Das, so scheint es auf den ersten Blick, habe ich mit denen da drinnen gemeinsam. Aber nein, getäuscht. Kurz reflektiert und schnell erkannt: Das stimmt ja schon lange nicht mehr. Die hinterm Zaun wirken mit ihrer dumpfbackenen Angst ja schon lange ins Staatsgeschäft hinein und werden immer geiler und geifernder. Ich frage zwei der gepanzerten Ordnungshüter, ob ihnen denn bewusst sei, dass der Feind der Demokratie zu deren Schutz sie ausgezogen sind, hinter ihnen stehe und nicht vor ihnen. Keine Antwort.
Am liebsten würde ich allen So wachen Sie doch bitte auf! zurufen, aber der Sinn vom Aufwachen ist gerade zu umkämpft, um ungerahmt eingesetzt zu werden. Denn wenn Aufwachen, so wie es hinter dem Zaun propagiert wird, ein Aufwachen in den blinden Hass, die gezielte Lüge, die konstruierte Opferrolle und die gleichzeitige Androhung einer Lynchjustiz bei herbei phantasierter Machtergreifung ist, dann bin ich lieber beim Zuwachen, weil wenn Aufwachen nix mit Liebe und friedlichem Zusammenleben und optimistischer Großherzigkeit ist, dann kann mir das gestohlen bleiben.
Denn ich weiß ganz genau: Angst ist Gift. Hass ist Gift. Neid ist Gift. Gift ist nicht gut. Atme frei. Du bist. Du bist so wie du bist für eine kurze Zeit lang da auf diesem Planeten. Ein Staubkorn im Universum. Jeder andere auch. Für eine kurze Zeit auf dieser Erde. Also komm mal wieder runter und leg das Großgetue und die Gier und den Stolz und die Meinungshoheit, aber auch den Neid und die Angst mal schön wieder ab. Deine und meine Wut gleich noch mit dazu. Atme.
Wenn nun wieder Wehren wehren
wen wehren sie denn dann
und vor wem
?
Es gibt Männer, die sich gerne in Federn und Uniformen werfen um dann aufzumarschieren, mit nostalgischen Knallgewehren.
Eine patriotisch-konservative Politik-Veranstaltung, die sich als identitätsstiftender Traditionsverein tarnt.
In den Alpen nennen sie sich Schützen. Doch wen, so fragte einst eine spitze Zunge von pazifistisch-demokratischem Gemüt, ja wen schützen Schützen?
Und die Bergschluchten antworteten lakonisch: Schützen schützen Schützen.
Andererseits gibt es auf dieser Welt Frauen und Männer, die nehmen in Abwesenheit des Staates ihren ganzen Mut und ihre Jagdgewehre mit auf die Barrikaden und zeigen den lokalen Drogenbossen, dass jetzt Schluss ist mit dem Morden, der Korruption und der Spirale der Gewalt.
Diese paramilitärisch-sozialen Projekte, die sich Dörfer und Städtchen von Kartellen zurückholen, nennen sich in Nordmexiko autodefensas.
Tritt der Staat kurz auf, so müssen diese Selbstverteidiger trotz der anhaltenden Gefährdung ihrer Gemeinden ihre Waffen abgeben.
Dann wiederum gibt es Typen, die haben selbst in seelenruhigen und gut beleuchteten Städtchen nächtens scheinbar Angst.
Auf jeden Fall werfen sie sich in ihre Springerstiefel und Bomberjacken, packen ihre viel zu großen Taschenlampen und ihre reinrassigen Kampfhunde ein und streunen dann in Rudeln auf offener Straße umher.
In Deutschland nennen sich diese Selbsthilfegruppen für aggressiv-besorgte Spaziergänger beim nächtlichen Aggressionsabbau gerne Bürgerwehren.
Und wehren tun die sich mittlerweile ganz kräftig gegen alles was anders scheint und anders schaut und anders denkt.
Mit Verlaub und mit Blick auf den Vergleich:
Es ist höchste Zeit, dass diese Nachtwächter ihre Gewalt wieder an die hübsche Blinde mit der Waage und die stramme Dame mit dem Monopol abgeben.
DIE NEUESTEN NACHRICHTEN von übergestern mit einfachen Titeln
in
GROSSEN LETTERN umgarnt von nackten Titten:
SCHWACHER KREISLAUF! Verhaftete Pioniere springen in Lagern ohne Arbeitserlaubnis im Dreieck!
NEUE ZEITEN – NEUER WIND: Regierung wird von Wirtschaft links überholt! Zitat der handfesten Rechnung: wir brauchen diese weitgereisten Visionäre und Fachkräfte.
BOMBENSTIMMUNG! (Vermeintlich) Ausgebeutete und (vermeintlich) Unterprivilegierte sind zu faul für ne Petition und lassen ihren Frust lieber an noch Schwächeren und Ärmeren aus.
Freilauf der hasserfüllten Parolen an den Stammtischtrögen
stumpfer Lokale im Schein und Klimbim der Glücksspielautomaten
abgehört von Volksvertretern für die Wiederwahl
im Scheinwerferschein der Desinformation
Gedankenpferch und Phrasenkarusell
Schuld ist nicht die Mär vom ewigen Wachstum und vom Recht auf Arbeit
Schuld ist weder die Privatisierung der Gewinne noch die Verstaatlichung der Verluste
und schon gar nicht das Glücksspiel nein
Schuld ist komischerweise der Neue der noch gar nicht angekommen ist
weil der ist zumindest schwach genug: da traun sie sich
Zutritt Eintritt Drauftritt hereingeschlagen eingeschlagen draufgesprungen
gewaltig wie viel da ausläuft
braune Soße und blauer Benzin
Da sind sie wieder die feurigen
Aufmärsche der drögen Mobs und Möpse die sich dazu bekennen
sich laut grölend im schwarzen Sumpf zu suhlen
aufgerecht selbstgeschlecht und patridiotisch
Fahnen Fanatismen und Neusprech aus übersteuernden Boxen
Das Entschlafen des Mitgefühls nennense Aufwachen
und der rassistische Terrorist nennt sich besorgter Bürger
Abernazis, Manmussesdochmalsagendürfenfaschos und Lynchjustizler
nennen sich Spaziergänger, Menschen und Bürgerwehrler
Alles strotzt vor Angst und Neid und Gier und Neid und Gier und Hass Hass Hass
Traditionen des Terrors flackern wieder auf wie Lauffeuer
aus der Asche dem Trauma und dem Frust der Trümmerfrauen
aus der Angst dem Trauma und dem Verlust der Kindersoldaten
der schwelende Hass der schlechten Verlierer
Lang knisterte es unterm Teppich der Entn*zifizierung
kuschte vor demokratischen Diktaten politischer Korrektheit
Mäntel des Konformismus anstatt Konfrontation mit dem Grauen
Bequem wars – aber was hats gebracht?
Die Wiederkehr des Verdrängten als volle Watschen
Hass und Gewalt und Blabla
Säue und Böcke werden wieder durchs Dorf getrieben
Pranger und Federn und Teer und Rechtsschreibschwächen
Oma bügelt den Enkeln die Braunhemden auf
Banden terrorisieren wieder Nachbarschaften
und der Populist fordert freilich Verständnis
für ach so aufrichtige Sorgen
und ach so richtige Ängste:
Armes Schlammschland
das ist ihre Parole
Im Schatten vom Zirkus helfen derweil
bereit bestimmt und voll guter Taten
Menschen mit kräftigen Herzen
Zeigen wie sich lebt
Nächstenliebe Gastfreundschaft und Friede