Wenn nun wieder Wehren wehren

wen wehren sie denn dann

und vor wem

?

Es gibt Männer, die sich gerne in Federn und Uniformen werfen um dann aufzumarschieren, mit nostalgischen Knallgewehren.

Eine patriotisch-konservative Politik-Veranstaltung, die sich als identitätsstiftender Traditionsverein tarnt.

In den Alpen nennen sie sich Schützen. Doch wen, so fragte einst eine spitze Zunge von pazifistisch-demokratischem Gemüt, ja wen schützen Schützen?

Und die Bergschluchten antworteten lakonisch: Schützen schützen Schützen.

Andererseits gibt es auf dieser Welt Frauen und Männer, die nehmen in Abwesenheit des Staates ihren ganzen Mut und ihre Jagdgewehre mit auf die Barrikaden und zeigen den lokalen Drogenbossen, dass jetzt Schluss ist mit dem Morden, der Korruption und der Spirale der Gewalt.

Diese paramilitärisch-sozialen Projekte, die sich Dörfer und Städtchen von Kartellen zurückholen, nennen sich in Nordmexiko autodefensas.

Tritt der Staat kurz auf, so müssen diese Selbstverteidiger trotz der anhaltenden Gefährdung ihrer Gemeinden ihre Waffen abgeben.

Dann wiederum gibt es Typen, die haben selbst in seelenruhigen und gut beleuchteten Städtchen nächtens scheinbar Angst.

Auf jeden Fall werfen sie sich in ihre Springerstiefel und Bomberjacken, packen ihre viel zu großen Taschenlampen und ihre reinrassigen Kampfhunde ein und streunen dann in Rudeln auf offener Straße umher.

In Deutschland nennen sich diese Selbsthilfegruppen für aggressiv-besorgte Spaziergänger beim nächtlichen Aggressionsabbau gerne Bürgerwehren.

Und wehren tun die sich mittlerweile ganz kräftig gegen alles was anders scheint und anders schaut und anders denkt.

Mit Verlaub und mit Blick auf den Vergleich:

Es ist höchste Zeit, dass diese Nachtwächter ihre Gewalt wieder an die hübsche Blinde mit der Waage und die stramme Dame mit dem Monopol abgeben.

Daniel Graziadei