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WeltenWeitWenden

Dieser Blog

schreibt und fotografiert von dort fort, wo Monacensis aufgebloggt hat.

Selbstgebackene Texte + selbstgeklickte Fotos
= die Poesie der Bloggerei

Reise ans Ende des Tages

Leben lieben Posted on Mo, November 16, 2020 03:53:27

Auf zwei Rädern durch den späten Herbst

durch Spinnennetze, Spiegelungen und über Fluss

strample ich in ein zwei Lachen und sonnige Freude hinein

Wälder rauschen vor und bei und schau die Sonne schau da die Sonnenwonne in tieffliegend hell

über flachem Land gebannt wie aufgezogen unter Wolken strahlt sie

und Fliegen schwärmen aus im Warmen bis sich dahinter auf und tut der flache leicht gekräuselte See

mit einem Versprechen von Staren und einem Hauch von Bergen am Horizont

Doch bald schon glänzt auf Himmel und auch Wasserflächen ein letztes Versprechen für den Tag und die Erdendrehung:

Untergang

Daniel Graziadei, 15. November 2020



Gedichte aus dem Gedankenweltraum

Uncategorised Posted on Mo, März 30, 2020 16:21:38

Meine ersten in der Wohnung produzierten Gedichtvideos sind auf Youtube online: hier klicken! oder einfach unten stöbern.

Das erste Gedicht aus dem Gedankenweltraum
Das zweite Gedicht aus dem Gedankenweltraum ist das erste Spezialgedicht: Geburtstagswünsche!


Nur noch eine Frage des Sounds

Leben lieben Posted on Do, August 29, 2019 00:55:28

Und ganz egal was du gerne hättest – irgendwann

ist die Frage nur noch

ein Zeichen des Sound

tracks

Soll das nächste Lied jetzt sein

Juju feat. Henning May „Vermissen“

oder doch

Seeed „Lass sie gehn“

?

Vorbei ist vorbei

ganz egal ob du es dir und ihr und wir zugestehst

Es ist nur noch eine Frage des

Klicks

des Sound

tracks

Klickklackfuck

Daniel Graziadei
0040290819 MUC



Partielle Mondfinsternis am Bach

Leben lieben Posted on Mi, Juli 17, 2019 13:47:52

Gestern haben wir den Mond geschaut
gesehen wie er rasend ab
und dann wieder zunimmt
wie er dazwischen rot wird
und dann wieder
bleich

Und dann haben wir unseren Augen nicht mehr
einfach getraut
haben Hilfsmittel
anberaumt
ihnen Platz ein
geräumt und Zeit für die Suche
nach dem Lichtpunkt
im Dunkeln


Plötzlich ein Gefühl von
Apollo plötzlich Mond
gesicht plötzlich Luke
ins All


Während vor uns das Feuer lodert
und endlich knackt

und die Spinne behände läuft
sich dann blitzschnell duckt
und lange nicht mehr
rührt


Wir schauen Falten
und Ritzen
zwischen Steinen
manche liegen
manche kreisen

Daniel Graziadei 2019



Am Sommerfluss

Leben lieben Posted on Sa, Juni 15, 2019 04:12:44

Überfluss am Sommerfluss
die Fluten sind zurückgegangen
Treibholz abgehangen
gejagt und gesammelt
was bleibt sind die Steine
etwas zermahlter vielleicht
bewegt um Meter die größten
es reicht uns schon
dass der Lebensbaum
vor Saisonen angeschwemmt
nicht mehr an seinem Platz
verweilt
ist weiter gezogen
der Verheißung nach Meer
hinterher

Was bleibt sind Steine
ich staple sie
für ein paar Stunden
Kunstwerk
Sonnenuhr
fragiler Phallus
Ding das der Schwerkraft trotzt
zumindest für einen kurzen
Augen
blick
Kamera
kick

Daniel Graziadei, Juni 2019



Des Kaisers grüne Kleider

Politricks Posted on Di, Juni 04, 2019 01:28:51

Hohle Phrasen nach den Wahlen lassen mich zur Schreibmaschine wandern.

Wie im Märchen von Hans Christian Andersen sind es in der heutigen Öffentlichkeit die Kinder und Jugendlichen, die die willentliche Selbsttäuschung des Machtapparats wirkungsvoll ansprechen. In Andersens Märchen erkennt der Kaiser seinen Fehler, in der wahrscheinlichen Vorlage – im Exempel 32 des Conde de Lucanor von Don Juan Manuel aus den frühen 30er Jahren des 13. Jahrhunderts – ist diese Einsicht die Voraussetzung für die beispielhafte Nennung des Vorfalls.
Nun ziehen sowohl der Conde als auch der Kaiser sofort Konsequenzen aus der allgemeinen Erkenntnis ihrer Nacktheit. Aus der Einsicht, dass die güngewaschenen Kleider nicht grün genug sind, hat der zeitgenössische politische Diskurs bislang allerdings keine erwartbaren Konsequenzen gezogen. Ich meine es ist dies jetzt genau der richtige Zeitpunkt die Ausreden auszuziehen und die Konsequenzen anzugehen.

Daniel Graziadei ’19



Lesen öffnet Käfige/Sprüche kleben auch

Leben lieben Posted on Do, Februar 28, 2019 00:53:45

In Buenos Aires – insbesondere im Szeneviertel Palermo – trifft der Flaneur jeglichen Geschlechts immer wieder auf Wandmalereien, Graffitis und Plakate.

Buntheit und künstlerischer Wert vermehren sich hier ständig. Wenn frau/man weiß, dass ich andernorts (in Bezug auf Berlin) auf ein Foto geschrie(be)n habe ‚Sprüh mir die Fassaden voll damit ich nicht nur Mauern seh!‘, dann wird klar, wie gut mir das alles gefällt.

Umso mehr, dass hierbei – wie ich heute entdeckt habe . nicht nur meine künstlerischen Freuden bedient werden, sondern auch die intellektuellen.

Was hier allerdings nebenbei deutlich wird: The dude aus The Big Lebowski (1998) und der Tiger kleben neben Eduardo Galeano, dem Autor von Las venas abiertas de América Latina (1971).


Außerdem klebt da eine gute Nachricht: Lesen öffnet die Käfige.
Ich möchte hinzufügen: Kunst an den Wänden auch.

Daniel Graziadei 270219 BA



danwillschreiben.de umstrukturiert

Leben lieben Posted on Fr, März 02, 2018 19:16:38

Meine Website ist auch so ein Ort
an dem die Vergangenheit schön frisch bleibt
nun ist sie wieder ein Ort des Präsens
geworden. Vorübergehend…

http://danwillschreiben.de



Folter und Freiheit

Theater Posted on Di, Februar 28, 2017 03:21:14

Die folgenden Eindrücke und Überlegungen beziehen sich auf das Stück

BALKAN MACHT FREI

gesehen im Marstall, einer Spielstätte des Residenztheaters München, am 27. Februar 2017.

[Die Bilder haben mit der Sache nichts zu tun.]

Zum Glück bin ich einfach hingegangen und hab nicht vorab die Kritiken gelesen. Genug, dass am Eingang gemunkelt wurde: Publikumsbeschimpfung und Waterboarding. Naja, den trailer hätte ich mir schon anschauen können, benötigt habe ich den aber auch nicht.

Schließlich war ich eineinhalb Stunden lang durchwegs gebannt am Mit- und Gegenfühlen. Was willst du sonst denn auch noch machen, wenn die Figur des Regisseurs (Franz Pätzold) erst vom besserwisserischen Intellektualismus deutscher Hochkultur (Leonard Hohm, Alfred Kleinheinz und Jörg Lichtenstein) bei Vertragsunterzeichnung gedemütigt wird, anschließend eine ganze Reihe an Säulenheiligen der deutschsprachigen Kultur abknallt, das Publikum als Regisseur aber auch als Schauspieler namens Franz beschimpft und auf verschiedenen Ebenen provoziert, um anschließend auf offener Bühne gefoltert zu werden? Was tun, wenn die Frage nicht mehr lautet: Ist das Spiel oder ist das Ernst? Sondern wenn die Frage nur noch schreit: Zuschauen oder eingreifen?

Befremdet finde ich mich sitzend, still. Während andere Aufhören! Stopp! Aufhören! schreien und eine runterrennt, auf die Bühne klettert, den Krug wegstellt und die Herren zur Rede stellt. Aber die Folterknechte machen bald weiter. Also noch zwei Jungs, sie schütten alles Wasser aus. Aber der Folterknecht füllt nach und fragt: Was wollen Sie damit erreichen? Wieder hör ich Stopp! Aufhören! Genug! Es reicht! Und fast möchte ich dagegenhalten. Und laut fragen, was schreit ihr heute hier nur weil ihr‘s Foltern sehen könnt? Wir sind doch zutiefst kompromittiert, stecken tief mit drin, per Geheimdienst beteiligt an der Folter von hunderttausenden von Menschen, jeden Tag in dunklen Anlagen auf diesem Planeten. Wir nennen das Kampf gegen den Terror, obwohl wir ihn säen. Aber ich schweige. Ich kann es ja eigentlich auch nicht mehr aushalten. Bin insgeheim dankbar für die, die wieder auf die Bühne stürmen. Bin stolz auf sie. Noch einmal. Jetzt mit Schere. Die Fesseln auf. Aus.

Sobald die Zuschauer von der Inszenierung zur Aktion gezwungen die Bühne entern und die vierte Wand durchbrechen, scheinen wir angelangt in einem Theater der Grausamkeit wie es Antonin Artaud als total durchdringendes Theater propagierte. Bestätigen sie dieses totale Theater oder klettern die mutigen Menschen, die sich in ihrem Versuch die physische Grausamkeit zu beenden auf die Bühne wagen, über das Theater der Grausamkeit hinaus?

Auf jeden Fall ernten sie für ihre gute Tat den Spott des Geretteten, der bald zu Germania im Hochzeitskleid mutiert und sich von ausländischen Interessen hart rannehmen lässt. Da ist es wieder, dieses ästhetische Wechselbad, das sich zum inhaltlichen, moralischen und existentiellen gesellt. Diese nationalistisch rassische und imperiale Ideologie, in ihrer derzeit beliebten Inszenierung als Opfer, tränkt die Miniaturen und ist das, was mir aufstößt und mich anwidert, bis in jenes letzte Bild, wenn Germania in die riesige Deutschlandflagge eingehüllt abtransportiert wird. Rot leuchtend, noch ein letztes Mal: BALKAN MACHT FREI. Dann Schwarz. Dann Applaus, erst zögerlich, ab dem ersten Soloapplaus für Franz Pätzold als Oliver Frljić, Franz, Germania dann herzlicher, stärker.

Ja ich frag mich, wieso wünsche wir uns, an unserem anfänglichen Klatschen und einigen Fragen beim Publikumsgespräch gemessen, doch ein erhebendes Propagandatheater? Und das, obwohl ich im Ansturm dieser Nationalismen und Rassismen leide und schäume wie selten, also weit stärker mitgerissen und involviert werde. Wieso erfüllt mich dieser intellektuelle Kampf gegen die Kraft des Rezitierten und dieser Kampf um eine persönlich körperlich-geistige Position oder Aktion im Angesicht einer Folterung erst in der Reflexion und nicht im Akt?

Vielleicht, weil das Ringen mit diesem Stück im Zuschauer erst mit Verzögerung abgeschlossen werden kann. Weil die Interpretation und Positionierung nach diesem Ansturm der theatralen Gewalt Zeit braucht, Latenz lebt. Dass wir als Konsumenten Komplizen sind, wurde uns schließlich gerade eben vom Wüterich zugeschrien und wir erlebten es neu mit jedem Wasserguss, mit jedem Spucken und Schnauben und Zittern und Röcheln und Husten des Gefolterten. Es zeigt sich also kein Ausweg, keine Lösung, was bleibt ist die Sicherheit, gerade eben aufgerüttelt an den offenen Wunden zu stehen und zwar keineswegs ungläubig staunend, sondern im offenen K(r)ampf.

Daher glaube ich in diesem konkreten Fall, so komisch das klingt und so selten ich diese Formate schätze, dass mir das Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung geholfen hat aus der Isolation der inneren Aufwühlung in verständliche Fragen zu finden. Es handelt sich um ein Publikumsgespräch in dem der Dramaturg und Übersetzer Götz Leineweber und die Schauspieler Leonard Hohm, Alfred Kleinheinz, Jörg Lichtenstein und Franz Pätzold nicht ihr Ego, sondern ein präzises Interesse an den Fragen des Stücks und der Zuschauer zeigen. Ein Gespräch in dem die Schauspieler eine tiefe und anhaltende Beschäftigung mit dem Entwicklungsprozess des Stücks offenlegen, das von ihnen aus der Improvisation heraus zu einem immer wieder neuen und unvorhersehbaren Ereignis mit dem Titel BALKAN MACHT FREI mitentwickelt wurde. Ein Stück, in dem es der Regisseur Oliver Frljić ganz ohne Deutschkenntnisse schafft, sein Theatermodell aus dem kroatisch-bosnischen Kontext einer kulturellen Übersetzung in den deutschen Kontext zu unterziehen. Dabei behält das Verfahren seine Direktheit und aufrüttelnde Kraft, wirkt in keinem Moment museal, sondern greift vielmehr auch in dieser deutschsprachigen Stückentwicklung die passiv genießende Zuschauerposition unerbittlich an.


Ich könnte es mir einfach machen und mit dem Spiegel sagen, dass „Oliver Frjics Wuttheater im Marstall“ einen „Gipfel der Provokation“ darstellt, aber ich finde das Stück ist eher ein Tsunami der Provokation und das auf der Bühne war dann erst das Beben. Aber Vergleiche und Metaphern fruchten nicht. Der Effekt lässt sich nicht bändigen.

Ich sage mir, solange es solches Theater und solche Theatermacher zu erleben gibt, gibt es noch ein drängendes Jetzt und eine weitende Zukunft, vielleicht sogar Hoffnung.

Zugleich frage ich mich aber auch, was mir geholfen hat den Anblick der Folter zu ertragen. Bin ich von der Gewalt des Terrors und Antiterrors abgestumpft, autistisch, kalt geworden? Oder war ich bloß zufällig vorbereitet, weil ich die Nacht zuvor den Trujillo-Roman La Fiesta del Chivo von Mario Vargas Llosa zu Ende gelesen hatte und meine Augen deshalb bereits vorab in Blut, Elektroschocks, Amputationen und Wiederbelebungen getränkte Komplizen eines Terrorregimes waren? Ich weiß es nicht, ist es denn wichtig? Die Dominikanische Republik, Deutschland und die ehemalige Bundesrepublik Jugoslawien sind Gebilde in denen die komplett entfesselte totalitäre Gewalt des Genozids und Massakers zu konkreten Zeitpunkten zutage trat. Das teilen sie allerdings mit vielen anderen Territorien und Grenzen, die Erde ist ein blutgetränkter Ort.

Und so spukt in mir die Frage weiter: Was bedeutet Balkan, und was macht/Macht und was frei? Und der Übersetzer in mir gräbt weiter nach einer Antwort auf die Frage was die Ersetzung von A durch B, also von Arbeit durch Balkan, und die Umwandlung dieses höhnischen Spruchs über‘m Lagertor in einen Theatertitel denn für Millionen von Konsequenzen mit sich bringt.

P.S. Wenn ich ehrlich bin, wünscht sich der Balkantourist in mir, bis zum Schlussapplaus und auch über die Diskussion hinaus, mehr Balkan. Aber der fehlt wohl eher mir als dem Stück. Alles andere ist eine Sehnsucht nach Exotismus, die im Gehaltsgespräch zu Beginn der Vorstellung bereits vorgeführt wurde.


Dennoch, auf meiner Suche nach Balkan stoße ich noch einmal auf den beherzten Eingriff eines kleinen Teils des Publikums: War diese Intervention auch eine Reinszenierung der Entscheidung zum Nato-Angriff unter deutscher Beteiligung von 1999? Jede Interpretation erscheint mir richtig und auch falsch, jede Aktion nichtig und wichtig zugleich. Perspektiven und Geschichten überschlagen sich, löschen und verdoppeln sich:

Als Frage

so offen wie ein Abgrund

in mir

das Stück

Daniel Graziadei 2017



Im gleißenden Februar ein BildGedicht

Leben lieben Posted on Mi, Februar 15, 2017 23:41:43

So langsam geht’s wieder, aber am Anfang war’s schon hart.

Ne, nicht wegen dem, ja schon, dochdoch schon auch wegen dem, wegen der Sache mit dem neuen Imperator, aber eigentlich dachte ich grad bloß an ein viel kleineres, ja geradezu unbedeutendes Ereignis: Semesterende und das kurze Abflauen der totalen Ausbeutung. Also verordnet sich der Körper wie von selbst die Schlafdefizitminderung und ich geh schnell mit Vargas Llosa zum Einschlafen in den tropischen Regenwald, damit ich bloß nicht bei Sonder- wie Satiresendungen ein derart flaues Gefühl bekomme, dass an Einschlafen erst einmal nicht mehr zu denken ist.

Aber zum Glück erzwingt Körper als Teil der Natur inmitten einer menschgeteerten Umwelt die analoge Rückbesinnung. Also zurück ans karge Grau und Grün und Braun am Bach.

Da gleißt in echt das Februarlicht, da flirrt es und da kracht es recht.

Jaja, ich weiß, aber sag mir, wie soll ich das denn sonst bitteschön benennen?

Ein Licht in klarem Weiß gleißt Dir die Sorgen weg

und Ruhe wie Gelassenheit kriegen wieder Luft.

Oder anders gesagt: Majestic Magic Moment ‚tis play of light.



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